Verschränkt, überlagert, bedroht: Wissenschaftskommunikation im Zeitalter der Unsicherheit
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Miriam Meckel | Universität St.Gallen
Wie lässt sich Wissenschaft heute noch kommunizieren – in einer Welt, in der Aufmerksamkeit polarisiert, Vertrauen erodiert und die Grundlagen wissenschaftlicher Freiheit zunehmend unter Druck geraten? Von politischen Angriffen auf die Integrität von Forschung über massive Mittelkürzungen bis hin zur Angst, sich öffentlich zu äußern, sind die Rahmenbedingungen für Wissenschaftskommunikation schwierig geworden. Um damit umzugehen, können wir Wissenschaft nicht als isolierte Instanz der Wahrheitsfindung betrachten, sondern müssen sie als komplexes, kontextabhängiges und oft widersprüchliches Gefüge interpretieren. Dabei kann das - schwer zu kommunizierende - Beispiel der Quantenphysik helfen, in der Teilchen gleichzeitig mehrere Zustände einnehmen (Superposition) und durch unsichtbare Verbindungen miteinander verschränkt bleiben (Entanglement). Die Kommunikation wissenschaftlicher Erkenntnisse lebt von genau dieser Ambiguität: Sie muss scheinbar Gegensätzliches aushalten - zwischen Bescheidenheit und Sichtbarkeit, zwischen Fakten und Narrativen, zwischen Relevanz und Reduktion.Wissenschaftskommunikation kann heute nicht mehr nur informieren, sondern sollte Verbindungen stiften, Ambivalenz aushalten und neue Formen des Engagements ermöglichen muss.
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Miriam Meckel
MiriamMeckel ist Professorin für Kommunikationsmanagement an der Universität St. Gallen und Direktorin am Institut für Medien- und Kommunikationsmanagement. Sie ist ausserdem Mitgründerin und Executive Chairwoman der ada Learning GmbH. Zuvor war sie Chefredakteurin und Herausgeberin der WirtschaftsWoche (2014–2019) sowie Staatssekretärin und Regierungssprecherin in Nordrhein-Westfalen. Meckel war Gastprofessorin u. a. in Neuchâtel, Harvard, Wien, New York und Singapur und ist Verwaltungsrätin der TX Group. Sie publiziert wissenschaftlich zu den kommunikativen, sozialen und wirtschaftlichen Effekten neuer Technologien und erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Ernst-Schneider-Preis für Innovation in den Medien und den Landesorden NRW. 2023 veröffentlichte sie mit Léa Steinacker den Bestseller: Alles überall auf einmal - wie Künstliche Intelligenz unsere Welt verändert und was wir dabei gewinnen können.
